Man kommt schließlich „zu dem Schluss, dass der fehlende Propellerstrahl in Verbindung mit dem großen Anstellwinkel eine wirkungsvolle Anströmung der Ruder bei diesen Geschwindigkeiten ausschloss. Die Versuche zeigten… eindeutig, dass Düsenflugzeuge unbedingt Bugradfahrwerk haben müssen, damit sie von Anfang an bereits mit kleinen Anstellwinkeln anrollen.“ Um diesen konstruktiven Missstand kurzfristig zu beheben, macht „irgendjemand..
den Vorschlag, bei 800 Meter Gas drin zu lassen und durch plötzliches Betätigen der Bremsen ein Moment um die Querachse herbeizuführen, wodurch unter Umständen die Maschine in die Fluglage gebracht werden könnte“, erinnert sich Wendel. „Der Vorschlag war einleuchtend, die praktische Durchführung natürlich sehr riskant.“ Wendel aber legt seine ganze Erfahrung in die Waagschale.
Um 8.40 Uhr heißt es alles oder nichts: „Nachdem ich die Bremsen betätigt hatte, kippte die Maschine nach vorne über und als sie ihre Fluglage erreichte, hatte ich sofort Ruderdruck und Ruderwirkung und konnte sofort danach abheben“. Zwölf Minuten später landet er wieder wohlbehalten. Sein wohl wichtigstes Resümee: „Meine Strahltriebwerke liefen wie ein Uhrwerk“. Mit einem Mal zeichnet sich der Weg zum erfolgreichen Düsenjäger klar ab: „Es war eine große Freude, mit dieser Maschine zu fliegen. Ich war selten bei einem Erstlingsflug mit einem neuen Muster so begeistert wie auf der Me 262“.
Auch ein anderer Einflieger, nun der Messerschmitt GmbH in Regensburg, Heinz Lohmann, schildert etwas später ebenso begeistert seine Flugerlebnisse mit dem fortschrittlichen Einsatzflugzeug: „Sagenhaftes ging diesem Jäger in der Beschreibung voraus. Die enorme Geschwindigkeit, der Antrieb durch Schubdüsen, ein Dreipunktfahrwerk – dies alles waren umwerfende Neuerungen“ erinnert sich Lohmann. „Für mich ist es bis heute ein unvergessliches Erlebnis, als ich das erste Mal einen Düsenjäger fliegen durfte. Als die Maschine anrollte gab ich volle Leistung und die Me 262 hob vom Erdboden ab, schwebte ruhig und gewann an Geschwindigkeit und Höhe“. Dann erst folgt das eigentliche Aha-Erlebnis: „Kein Motoren- oder Luftschraubengeräusch war zu vernehmen. Nur ein Säuseln, wie wenn Engel einen schieben, umgab mich. Mit einem Glücksgefühl stieg ich der Sonne entgegen.“ Ein nur kurzer Luxus für Lohmann, denn „leider ließ mir die nüchterne Wirklichkeit nicht viel Zeit, dieses unbekannte, neue Gefühl zu genießen. Flugeigenschaft, Wendigkeit, Steigfähigkeit und Geschwindigkeit, all diese neuen fliegerischen Eindrücke musste ich in mir aufnehmen… Ehe ich mich mit allem vertraut machen konnte, hatte ich schon eine große Strecke zurückgelegt“. Wieder gerät Lohmann ins Schwärmen: „Es war ein majestätisches Gefühl, wie die Me 262 sich in die Kurve legte. Dann sauste ich mit 900 km/Std. über Dörfer und Wälder hinweg…, zog wieder steil nach oben und war voller Stolz dieses schnellste und schönste Flugzeug der Welt fliegen zu dürfen“.