Me 262 ERSTER JETFLUG

ERSTFLUG MIT JET-TRIEBWERKEN
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NEUIGKEITEN / 18.07.2022


Die Me 262 – das erste Serienflugzeug mit Jetantrieb


Am 18. Juli vor 80 Jahren steht in Leipheim der ungeduldig erwartete, erste Flug der Me 262 mit Strahlantrieb bevor. Er soll erweisen, wofür dieses Flugzeug samt Antriebsaggregaten neu entworfen worden ist.
Die Me 262 ist 1942 in allen Belangen zukunftsweisende Hochtechnologie: zum einen wegen der Flugzeugkonzeption an sich, zum anderen wegen des neuartigen Strahlantriebs, der parallel zum Flugzeug mitentwickelt und zur Serienreife gebracht worden ist. Dem gehen allerdings schon seit Mitte der 1930er Jahre Diskussionen und Entwicklungen voraus,
denn die Wirksamkeitsgrenze für den Flugzeugantrieb mit Kolbenmotor und Propeller - aufgrund seiner physikalischen Eigenschaften - hat sich in Reichweite gezeigt. Also benötigt man unbedingt eine neue Antriebsidee. Und die Notwendigkeit eines neuen Flugzeugdesigns ergibt sich dann aus den zu erwartend möglichen höheren Geschwindigkeiten.

Mit seiner 1937 patentierten Luftstrahl-Turbine eröffnet Hans von Ohain die Möglichkeit für einen solchen neuartigen Antrieb und die Messerschmitt AG beginnt 1938 ein Flugzeug für diesen Antrieb zu entwickeln. Entwurfsziel für die Messerschmitt AG ist zunächst ein „solides“ Experimentalflugzeug - möglichst ohne Risiko und sicher beherrschbar zu fliegen. Einfach ein Flugzeug mit gutartigen Flugeigenschaften. Aber es wird schnell klar: Mit dem Strahljäger betritt man technisch wie aerodynamisch Neuland. Parallel haben die Bayerischen Motoren Werke, wie auch die Junkers-Motorenbau bereits begonnen, Strahltriebwerke für die Serienfertigung weiter zu entwickeln.
Am 27. August 1939 kann Hans von Ohain seine Idee als Antrieb einer He178 im Flug demonstrieren. Bei der Weiterentwicklung der Antriebsaggregate erhöhen sich allerdings fortlaufend deren Gewichte und Abmaße. In deren Abhängigkeit ergeben sich damit aber auch fortlaufend notwendige aerodynamische Änderungen und Anpassungen am Zellendesign. Allerdings lassen die ersten fertigungsreifen Antriebs-Aggregate zum Zeitpunkt der Fertigstellung des Flugzeugs noch immer auf sich warten.
Um wenigstens Vorversuche durchführen zu können, schlägt Willy Messerschmitt selbst vor, behelfsmäßig einen Kolbenmotor im Bug der Maschine einzubauen. Und so hebt die Me 262 am Abend des 18. April 1941, in Augsburg-Haunstetten, propellergetrieben erstmals ab. In dieser Konfiguration ist noch ein Spornrad vorgesehen. Im Dezember 1941 kündigt sich bei Junkers der endgültige Durchbruch an: eines der Entwicklungsgeräte läuft erstmals kurzzeitig mit einer Schubleistung von 1000 Kilopond.


Und so ist es am 18. Juli 1942 dann endlich soweit:


Zunächst unternimmt der erfahrene Testpilot, Fritz Wendel, mehrere schnelle Rollversuche. Theoretisch soll die Maschine bei 180 km/h abheben. Tut sie aber nicht: „Bei meinen ersten Rollversuchen erreichte ich diese 180 km/h bei 800 Metern Rollstrecke. Dabei hatte ich auf keinem Ruder Wirkung oder wenigstens Druck. Es war einfach nicht möglich, den Sporn vom Boden wegzubekommen“, berichtet er.
Man kommt schließlich „zu dem Schluss, dass der fehlende Propellerstrahl in Verbindung mit dem großen Anstellwinkel eine wirkungsvolle Anströmung der Ruder bei diesen Geschwindigkeiten ausschloss. Die Versuche zeigten… eindeutig, dass Düsenflugzeuge unbedingt Bugradfahrwerk haben müssen, damit sie von Anfang an bereits mit kleinen Anstellwinkeln anrollen.“ Um diesen konstruktiven Missstand kurzfristig zu beheben, macht „irgendjemand..
den Vorschlag, bei 800 Meter Gas drin zu lassen und durch plötzliches Betätigen der Bremsen ein Moment um die Querachse herbeizuführen, wodurch unter Umständen die Maschine in die Fluglage gebracht werden könnte“, erinnert sich Wendel. „Der Vorschlag war einleuchtend, die praktische Durchführung natürlich sehr riskant.“ Wendel aber legt seine ganze Erfahrung in die Waagschale.

Um 8.40 Uhr heißt es alles oder nichts: „Nachdem ich die Bremsen betätigt hatte, kippte die Maschine nach vorne über und als sie ihre Fluglage erreichte, hatte ich sofort Ruderdruck und Ruderwirkung und konnte sofort danach abheben“. Zwölf Minuten später landet er wieder wohlbehalten. Sein wohl wichtigstes Resümee: „Meine Strahltriebwerke liefen wie ein Uhrwerk“. Mit einem Mal zeichnet sich der Weg zum erfolgreichen Düsenjäger klar ab: „Es war eine große Freude, mit dieser Maschine zu fliegen. Ich war selten bei einem Erstlingsflug mit einem neuen Muster so begeistert wie auf der Me 262“.

Auch ein anderer Einflieger, nun der Messerschmitt GmbH in Regensburg, Heinz Lohmann, schildert etwas später ebenso begeistert seine Flugerlebnisse mit dem fortschrittlichen Einsatzflugzeug: „Sagenhaftes ging diesem Jäger in der Beschreibung voraus. Die enorme Geschwindigkeit, der Antrieb durch Schubdüsen, ein Dreipunktfahrwerk – dies alles waren umwerfende Neuerungen“ erinnert sich Lohmann. „Für mich ist es bis heute ein unvergessliches Erlebnis, als ich das erste Mal einen Düsenjäger fliegen durfte. Als die Maschine anrollte gab ich volle Leistung und die Me 262 hob vom Erdboden ab, schwebte ruhig und gewann an Geschwindigkeit und Höhe“. Dann erst folgt das eigentliche Aha-Erlebnis: „Kein Motoren- oder Luftschraubengeräusch war zu vernehmen. Nur ein Säuseln, wie wenn Engel einen schieben, umgab mich. Mit einem Glücksgefühl stieg ich der Sonne entgegen.“ Ein nur kurzer Luxus für Lohmann, denn „leider ließ mir die nüchterne Wirklichkeit nicht viel Zeit, dieses unbekannte, neue Gefühl zu genießen. Flugeigenschaft, Wendigkeit, Steigfähigkeit und Geschwindigkeit, all diese neuen fliegerischen Eindrücke musste ich in mir aufnehmen… Ehe ich mich mit allem vertraut machen konnte, hatte ich schon eine große Strecke zurückgelegt“. Wieder gerät Lohmann ins Schwärmen: „Es war ein majestätisches Gefühl, wie die Me 262 sich in die Kurve legte. Dann sauste ich mit 900 km/Std. über Dörfer und Wälder hinweg…, zog wieder steil nach oben und war voller Stolz dieses schnellste und schönste Flugzeug der Welt fliegen zu dürfen“.
Me 262 Erstflug mit Jet-Triebwerken

Me 262, Erstflug mit Jet-Triebwerken. © Airbus Heritage

Diese Flugeigenschaften machen die Me 262 zum, die Propellerflugzeuge ihrer Zeit im Bereich Geschwindigkeit überragenden Flugzeugentwurf.
Und alle, in diesen ersten Flügen sich bestätigenden, grundlegenden Entwicklungs- und Designergebnisse, wie auch die weiterführenden Forschungs- und Erprobungsresultate beweisen ihre prägende Wirkung in der Luftfahrt bis heute.
In der Sammlung des Flugmuseums Messerschmitt befindet sich ein originalgetreuer Nachbau – mit modernen Antriebsaggregaten - des Flugzeugs in flugfähigem Zustand. Die immer noch fortschrittliche Aerodynamik des Flugzeugs wird in der Luft augenfällig.

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